Leben mit einem Idioten
von Alfred Schnittkes
Eine unkontrollierbare Spirale aus Gewalt, Sex und Anarchie Premiere von Alfred Schnittkes «Leben mit einem Idioten» in der Inszenierung des russischen Regisseurs Kirill Serebrennikov
Vor sechs Jahren sah unsere Welt noch anders aus – der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine schien in diesem Ausmass undenkbar. Einer, der schon damals, 2018, unter dem System in Russland gelitten hat, ist der Regisseur Kirill Serebrennikov. Er wurde unter fadenscheinigen Vorwürfen unter Hausarrest gestellt und durfte die Proben zu «Cosí fan tutte» am Opernhaus nicht selbst leiten. Inzwischen konnte er Russland verlassen und ist an den Opernbühnen in Berlin, Wien und München ein überaus gefragter Gast. Wenn nun Kirill Serebrennikov die Inszenierung für Alfred Schnittkes selten gespielte Oper «Leben mit einem Idioten» übernimmt und am 3. November zur Premiere bringt, scheint die Richtung klar. Schliesslich ist der im Titel genannte «Idiot» schon bei der Uraufführung 1992 als Karikatur Lenins gelesen worden.
Doch diese Lesart wäre Serebrennikov zu simpel. Ihn interessiert es vielmehr, die dunkelsten, destruktivsten Triebe von uns allen zu ergründen, unsere Bereitschaft zu Aggression und Gewalt.
Denn das ist es, wovon Schnittkes Musiktheater erzählt: Der sogenannte Idiot, der in die Beziehung eines Mannes und einer Frau einbricht, bringt wie ein Katalysator an die Oberfläche, wozu Menschen ganz allgemein fähig sind. Eine groteske Menschheitsparabel voll drastischem Humor und exaltierter Situationen.
Die herausfordernden Partien bringen neue Stimmen nach Zürich: Neben Matthew Newlin in der Rolle des «Idioten» feiert u.a. auch der dänische Bariton Bo Skovhus sein Rollen- und Hausdebüt am Opernhaus Zürich. Als «Ich» versucht er gemeinsam mit der «Frau», der die deutschdänische Sopranistin Susanne Elmark ihre Stimme leiht, den Idioten zu bändigen, während die eigene Bereitschaft zu Aggression immer grösser wird. Am Pult der Philharmonia Zürich steht mit Jonathan Stockhammer ein bekanntes Gesicht und ein Experte für zeitgenössische Musik.
Quelle: Opernhaus Zürich