Die Affäre Rue de Lourcine

Komödie von Eugène Labiche. Deutsch von Elfriede Jelinek

Das Theater Kanton Zürich gastiert mit einem Klassiker im Theater Rigiblick.

Nach einer heftig durchzechten Nacht anlässlich eines Ehemaligentreffens seines Jugendinternats erwacht der rechtschaffene und wohlhabende Bürger Lenglumé am nächsten Morgen mit einem heftigen Kater und ohne jegliche Erinnerung an die Geschehnisse der Nacht.
Zu seiner grossen Überraschung befindet sich neben ihm im Bett ein schnarchender Mann, den er als seinen Schulkameraden Mistingue identifiziert.
Lenglumés Gattin Norine studiert beim gemeinsamen Frühstück die Zeitung und stösst auf einen Artikel, der von einem Mord an einer jungen Kohlenschlepperin in der vergangenen Nacht berichtet. Anhand einer Reihe von Indizien – einem Damenschuh, blonden Locken und Kohlestücken – kommen die beiden Männer entsetzt zu dem Schluss, dass sie im Rausch jenen grausamen Mord begangen haben müssen.
Sie versuchen panisch, ihre kohlschwarzen Hände reinzu­waschen und allfällige Belastungszeugen aus dem Weg zu räumen, um ihre weisse Weste zu bewahren. Die Auslöschung der Erinnerung durch den Alkohol und die Entdeckung des Bösen in sich selbst wirft existentielle Fragen auf.
Doch anstatt sich mit dem Leid ihres Opfers zu beschäftigen, sorgen sich die beiden ausschliesslich um ihr gesellschaftliches Ansehen. Die Fassade der Figuren erleidet Risse, die den Blick auf tiefsitzende Ängste freilegen.

Eugène Labiche zeigt in seinem Albtraumschwank von 1857 spielerisch die schmutzigen Wahrheiten, die sich hinter einer kleinbürgerlichen, sauberen Kulisse auftun können.

Quelle: Theater Kanton Zürich