Wunschkonzert

Von Franz Xaver Kroetz / Inszenierung von Yana Ross

Es ist Abend. Eine Frau, allein in ihrem Apartment. Sie sieht uns nicht. Aber wir, wir schauen ihr bei jeder noch so kleinen Handbewegung zu. Abendessen, Fernsehen, Wohnungsputz, Kartenlegen: Rituale eines scheinbar belanglosen Alltags.

In Yana Ross’ viel gereister Inszenierung von Wunschkonzert schweigt die polnische Schauspielerin und neues Ensemblemitglied Danuta Stenka, die im oscarnominierten Kriegsdrama Das Massaker von Katyn international bekannt wurde, 80 Minuten lang. Eine offene, für das Publikum von allen Seiten einsehbare Bühne verstärkt ihre Präsenz. Sie lebt dort, so unmittelbar nah, dass die Zuschauer*innen die Magazine mitlesen können, die sie aufschlägt. Ihre Welt ist nach einem geometrischen Plan angelegt und völlig hermetisch – doch wer sie berühren wollte, müsste nur die Hand ausstrecken. Zusammen mit dem Publikum entsteht ein Raum der stillen, vibrierenden Konzentration, der mit einfachen Handlungen und Handreichungen gefüllt wird, die nach und nach komische und absurde Dimensionen annehmen.
Wunschkonzert war ein Höhepunkt der Wiener Festwochen 2016 und ist seitdem erfolgreich auf zahlreichen internationalen Festivals gelaufen.

Quelle: Schauspielhaus Zürich