Rotchäppli

Das neue Familienstück vom Märlitheater Zürich

Jahr für Jahr präsentiert das Märlitheater Zürich ein neues Grimm-Dialektmärli. In diesem Jahr wird Rotchäppli in der Zürcher Bethel-Kapelle gespielt.

Alle, die es kannten, hatten Rotchäppli lieb. Zum Geburtstag schenkte ihm sein Grosi ein Chäppli aus rotem Samt, das es nie mehr ausziehen wollte. Deshalb wurde es von allen nur «Rotchäppli» gerufen. Eines Tages wurde es von der Mutter zum kranken Grosi geschickt, das mitten im Wald wohnte. Die Mutter gab Rotchäppli einen Korb mit auf den Weg mit Kuchen und Wein und ermahnte es, nicht vom Weg abzukommen. Es hiess, in diesem Wald treibe ein grosser, böser Wolf sein Unwesen ...
Auf dem Weg traf Rotchäppli den Wolf, der sie höflich fragte, wohin sie gehe und horchte sie listig aus über den Weg zu Grosis Haus. Er schlug Rotchäppli vor, für das Grosi noch ein paar Blumen zu pflücken und verabschiedete sich schnell. Während Rotchäppli nun Blumen suchte, rannte der Wolf zum Haus und verschlang das Grosi mit Haut und Haar. Dann schlüpfte er in ihre Kleider und legte sich in ihr Bett. Als Rotchäppli eintraf, wunderte es sich über Grosis Aussehen («Grosi, werum häsch Du so-n-e grosses Muul?»), wurde aber vom Wolf – bevor es sich versah – wie schon zuvor das Grosi, mit einem Biss hinuntergewürgt. Dann legte er sich ins Bett.
Der Jäger kam gerade an Grosis Haus vorbei und wunderte sich über das laute Schnarchen. Er ging hinein und fand den schlafenden Wolf, der mit vollem Bauch in Grosis Bett lag und schnarchte. Daraufhin schnitt der Jäger dem bösen Wolf den Bauch rasch auf und konnte so Rotchäppli und Grosi befreien. Beide entstiegen dem dunklen, engen Wolfsbauch unversehrt. Dieser wurde nun mit grossen Steinen gefüllt und zugenäht. Als der Wolf erwachte und seinen Durst im nahen Bach stillen wollte, zogen ihn die schweren Steine in seinem Bauch in sein nasses Grab. Nun lebten alle glücklich und zufrieden und feierten ein fröhliches Fest mit Kuchen und Wein.

Das Märli eignet sich für Menschen von 4 bis 104 Jahren.

Quelle: Märlitheater Zürich