Die Blendung – Roman von Elias Canetti

Leseinszenierung nach Helmut Peschina

2008 war im sogar theater zum 10-Jahre-Jubiläum erstmals Die Blendung von Literatur-Nobelpreisträger Elias Canetti als Bühnenfassung zu sehen.

Bearbeitet wurde der Roman um den Privatgelehrten Dr. Peter Kien, der nach eigener Einschätzung «wohl der grösste Sinologe seiner Zeit ist», von Helmut Peschina, dessen Rundfunkbearbeitung der Blendung im Jahre 2002 zum österreichischen Hörspiel des Jahres gekürt wurde.


Peter Schweiger, Regisseur, Schauspieler und Träger des Hans-Reinhart-Rings, hat den einzigen Roman von Elias Canetti als szenische Einrichtung gestaltet. Die Reduzierung und Verdichtung verstärkt die groteske Überzeichnung des Romanpersonals, bildet mit bitterem Humor die sprachliche Eigenheiten und typische Sprechweisen ab.
Unter der Oberfläche der «akustische Maske» erwachen die Figuren zu leibhaftiger Existenz.

Der Protagonist Peter Kien hat sich fernab aller sozialer Realität in einer Bücherfestung verbarrikadiert.
Um die Hauptfigur wirkt ein Kabinett menschlicher Ein- und Vielfalt: Die berechnende Haushälterin Therese Krumbholz, der brutale Hausmeister Benedikt Pfaff, der durchtriebe, bucklige Zwerg und Zuhälter Fischerle, der sich für den grössten Schachspieler der Welt hält. Jede Figur der Blendung ist bis zur Selbstzerstörung und verbrecherischen Konsequenz in einem eigenen Wahnsystem gefangen. Alle – bis auf Kiens Bruder Georg – operieren egoistisch für sich, nie in einem sozialen Bezug zueinander.


Canettis Blendung ist eine Satire, ein phantastisches Wortwerk auf den modernen Menschen, der sich isoliert, vereinzelt und vereinsamt nur noch um den eigenen Nabel dreht. Der Roman ist ein skurriles Welttheater, zeichnet sich durch sicheres Gespür für kleinste Details aus, enthält eine prophetische Dimension: Der Büchernarr Peter Kien geht am Ende in den Flammen eines Bibliotheksbrands auf. (Quelle: sogar theater)