HAJM. Der Zahlenwanderer
Luciano Simioni
Das ist HAJM. Das Stück mit den Taschenlampen.
Das Leben ist die reinste Überraschung. Zuerst bleibt man in Mathe ewig sitzen und dann das.
Ein Stück über Mathe! Und das sogar mit Schmackes! Da soll sich einer auskennen.
Angelehnt an die beeindruckende Lebensgeschichte des jüdischen Mathematikers Paul Erdös
(1913-1996) handelt HAJM von Mathematik. Und Poesie. Und Witz. Und viel Herz. Und
jüdischer Kultur. Und noch mehr. Das Stück ist vielschichtig und berührend. Sagt man. War
auch unser Ziel. Ein Mann, von seiner Amphetaminsucht geplagt, ohne Schlaf, sein Leben in
zwei Papiertaschen gezwängt, reist auf der Suche nach dem Buch der Bücher durch die Welt.
Es geht dabei um Familie, um Rituale und um den Sinn des Lebens. Es ist eine Geschichte
über Verluste, Kämpfe und Verbindungen. Über Zahlen als Ersatz. Und über ihre Schönheit.
Über das Universum und über die Unendlichkeit. HAJM lässt uns erahnen, wie absurd unsere
Welt ist, zeigt uns aber auch, dass wir aus diesem Schlamassel Namens Leben vermutlich nur
gemeinsam herauskommen. Und manchmal, da helfen uns dabei eben auch die Zahlen.
HAJM ist ein spannendes Stück, mit viel Humor und Liebe erzählt. Ganz „nebenbei“ weckt es
das Interesse an der aussergewöhnlichen Person Paul Erdös und an der jüdischen Kultur und
Geschichte. Das Publikum erlebt Mathematik neu. Mit allen Sinnen und durch einen anderen
Blick.
HAJM spielt sich fast ausschliesslich im Zuschauerraum ab, im intimsten Kontakt mit dem
Publikum. Beleuchtet von ein paar Taschenlampen, die die BesucherInnen privat mitgebracht
haben und die sie am Ende als eine Art Memento wieder mit nach Hause nehmen.
Die Menschen verstehen sofort, dass sie mehr als nur ein Teil der Inszenierung sind. Jeden
Abend entsteht mit ihrer Hilfe und aus dem Nichts ein gemeinsames Stück, das nicht nur von
Mathematik handelt. Oder von Poesie. Oder Witz. Oder Herz. Oder jüdischer Kultur. Es
entsteht eine Brücke, ein intimes, gemeinsames Erlebnis, das Liebe zum Theater und zum
Leben vermittelt und dabei noch Lust auf mehr, ja auf das Leben selbst und auf seine Zahlen
weckt.
Quelle: Keller62