Bach: Johannes-Passion

Konzerte des Bach Collegiums Zürich

Die Beschäftigung mit „Alter Musik“ - und Bachs annähernd dreihundertjährige Passionsmusik nach den Worten des Evangelisten Johannes kann sicher dazugezählt werden - stellt deren Interpret/-innen immer wieder vor einige aufführungspraktische Fragen und undefinierte Lösungsansätze.

Eine aktuelle Wiedergabe heißt somit stets von neuem sich dieser Herausforderungen bewusst zu sein und zu versuchen, sich diesem historischen Repertoire rezeptionsgeschichtlich möglichst informiert anzunähern. Die „Passio secundum Joannem“, die früheste der vermutlich fünf Passionskompositionen Bachs, ist uns in vier Fassungen tradiert worden; jedoch ohne vollstän- dige autographe Partitur, sondern lediglich mittels der Aufführungsstimmen. Dieser Notenbestand bildete die Grundlage für das in der Aufführung von heute verwendete Material der Neuen Bach-Ausgabe.
Die Tatsache, dass auch dieses rund zweistündige Werk - unter des Komponisten Leitung - durch die „Thomaner“ Leipzigs im Gottesdienst zur Aufführung gekommen ist, übersteigt unsere heutige Vorstellung von einer liturgischen Feier bei weitem; doch Bachs Credo hinsichtlich seines nahezu gesamten (Vokal-)Schaffens ist sichtbar in der üblicherweise am Ende der Handschrift angebrachten Signatur: Soli Deo Gloria (Gott allein zur Ehre).

Das Bach Collegium Zürich nimmt sich, nach fünf Jahren seit der letztmaligen Erarbeitung dieser packenden und hochdramatisch verfassten Leidensgeschichte Christi, für dieses Jahr wiederum eine traditionell konzertante Wiedergabe vor. Die ungemein starken, die Handlung ergänzenden und verstärkenden, Effekte der Licht- und Darstellungsregie dürften den Anwesenden, dieser eindrücklichen Aufführungen im Jahr 2013, immer noch in wacher Erinnerung sein.
Text von Bernhard Hunziker