Così fan tutte

Von Wolfgang Amadeus Mozart

Es war das am meisten beachtete Zürcher Opernereignis der Spielzeit 2018/19: Kirill Serebrennikov, russischer Regisseur, dessen Moskauer Hausarrest seine Anwesenheit in Zürich verhinderte, inszenierte mit Hilfe seiner engsten Mitarbeiter am Opernhaus Zürich Mozarts Così fan tutte.

Was bereits vor der Premiere wegen der höchst ungewöhnlichen Situation für ein breites Medienecho gesorgt hatte, wurde nach der Premiere als herausragendes künstlerisches Ereignis gewürdigt: Entstanden war eine überaus dichte, radikal zeitgenössische Aufführung, die Publikum und Kritik gleichermassen begeisterte. In der Wiederaufnahme dieser unter sehr besonderen Bedingungen entstandenen Produktion gibt es eine Wiederbegegnung mit vielen Sängerinnen und Sängern, die schon in der Premieren- Serie massgeblich zum Gelingen der Aufführung beigetragen haben: Ruzan Mantashyan als Fiordiligi, Anna Goryachova als Dorabella, Rebeca Olvera als Despina und Michael Nagy als Don Alfonso. Als Ferrando und Guglielmo werden erstmals Alexey Neklyudov bzw. Konstantin Shushakov zu sehen sein, Ottavio Dantone übernimmt neu die musikalische Leitung.

Um die Abgründe der Liebe geht es in fast allen Oper Mozarts – doch in keiner so ausschliesslich wie in Così fan tutte. Hier scheint zunächst alles einfach und unerschütterlich: Ferrando und Guglielmo lieben ihre Verlobten Dorabella und Fiordiligi. Dass die Frauen ihnen treu sind, darauf gehen die Männer jede Wette ein. Auch mit Don Alfonso, der sicher ist, ihnen mit einem Experiment das Gegenteil vorführen zu können. Doch was als harmloses Spiel geplant war, entwickelt sich zum grausamen Experiment am offenen Herzen, das allen Beteiligten schliesslich den Boden unter den Füssen wegzieht: Denn die Figuren müssen erkennen, dass das, was sie glauben zu fühlen, und das, was sie tatsächlich empfinden, in schmerzhaftem Widerspruch zueinander steht. Mozart schaut seinen von ihren Gefühlen hin- und hergeworfenen Figuren tief ins Herz; wie kein anderer weiss er mit seiner Musik von der verwirrenden Vielschichtigkeit ihrer Seelenlagen zu erzählen. Zugleich ist Mozart kein Moralist – er verurteilt seine Figuren nicht, und so wird daraus ein Musiktheater, das Abgründiges auf wunderbar leichte und durchaus komödiantische Art und Weise vorführt. Abgründe schlummern hier allerdings keineswegs nur in den Frauen – così fan tutti.

Quelle: Opernhaus Zürich